Zhejiang Lu 15 - Old Qingdao

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Zhejiang Lu 15

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15 Zhejiang Lu / St. Michael Kathedrale
Shinan District, Qingdao

Die St. Michael Kathedrale (
圣弥爱尔大教堂, Sheng Miaier Dajiaotan) wird auch katholische Kirche an der Zhejiang Lu oder kurz katholische Kirche genannt.

Vor der Kirche befindet sich ein großer Platz mit Kopfsteinpflaster. Mit der Kirche im Hintergrund wird er von Brautpaaren gerne für Hochzeitsfotos genutzt, die in China bereits vor der eigentlichen Hochzeit aufgenommen und beim Hochzeitsfest den Gästen überreicht werden. Die Brautpaare sehen nur in den seltensten Fällen den religiösen Charakter der Kirche, sie ist fast ausschließlich schmückendes Beiwerk auf dem Foto. Entsprechend lebhaft verlaufen die Aufnahmen, mehrere Paare gleichzeitig sind keine Seltenheit.

Erbaut wurde die Kirche von den Steyler Missionaren (offiziell Gesellschaft des Göttlichen Wortes (lat. Societas Verbi Divini, SVD)). Die erste Niederlassung der SVD wurde 1882 im südlichen Shantung Distrikt gegründet, damals kamen auf eine Bevölkerung von ca. 10.000.000 Chinesen gerade einmal 158 Katholiken. Am 2. Dezember 1885 übernahm die SVD offiziell den südlichen Teil des Apostolischen Vikariats von Shantung, das bis zu diesem Zeitpunkt von den Italienischen Franziskanern missioniert wurde. Das Zentrum des neuen Apostolischen Vikariats von Süd-Shantung war Yanzhou und wurde geführt durch den Bischoff Johann Baptist von Anzer, der das Vikariat bis zu seinem Tode am 24. November 1903 führte. 1907 zählte das Vikariat bereits 35.378 Katholiken und 1924 waren es 106.000.

Erst 1899 wurde der SVD in Tsingtau aktiv, zu diesem Zeitpunkt erwarb er ein Grundstück um dort das Missionszentrum zu errichten. 1898 ernannte Bischof Anzer den Pater Franz Bartels zum Pastor in Tsingtao, der anfänglich im Tianhou Tempel in der Taiping Lu lebte und gegenüber die erste katholische Kirche in Tsingtau erbaute (Kirche heute nicht mehr vorhanden). Gleichzeitig übertrug er ihm die Aufgabe der Planung für das zukünftige Missionszentrum, dessen genaue Lage auf einem Hügel zwischen der Qufu Lu (Berliner Straße), der Feicheng Lu (Bremer Straße) und Zhejiang Lu (Luitpoldstraße) von Bischoff Anzer bestimmt wurde. Pastor Bartels erwarb 1902 das Land im Namen der SVD. Auf Teilen des Grundstücks ließ er ein Druckzentrum für christliche Schriften und das Missionshaus der SVD errichten. Zwischen 1922 und Mai 2010 war in diesem Gebäude eine Schule untergebracht.

Das Heilige Geist Konvent der Franziskaner, die als Krankenpfleger und Lehrer arbeiteten, befand sich auf dem gleichen Hügel.

Die ersten Entwürfe zeigen die St. Michael Kathedrale als eine dreischiffige gotische Kirche, doch nachdem Qingdao im ersten Weltkrieg, am 16. November 1914 von den Japanern besetzt wurde, ruhten die weiteren Planungen. Es dauerte auch nach Dezember 1922, als sich Qingdao wieder unter chinesischer Regierungs befand, mehrere Jahre bis die Planung wieder aufgenommen wurde. Der ursprüngliche Entwurf einer gotischen Kathedrale erschien für das moderne Qingdao nicht mehr zeitgemäß. Pastor Alfred Fräbel präsentierte als Erster einen Entwurf im Neu-Romanischen Stil, der anschließend verwirklicht wurde.

Baubeginn war der 8. Mai 1931 unter der Bauaufsicht von Bruder Theophorus Kleemann von den SVD, nach dessen Tod am 12. September 1931 übernahm Arthur Bialucha diese Aufgabe. 1933, nach der Machtübernahme von Adolf Hitler wurde der Bau kurzzeitig unterbrochen, da der notwendige Geldtransfer ins Ausland untersagt wurde. Damit der Bau überhaupt fertigzustellen war, wurden die Kosten vollständig von der Diözese übernommen, aus diesem Grund, mussten die Ausgaben gesenkt werden und der Entwurf wurde mehrfach verändert. Deutlich wird dies, wenn man alte Baupläne sieht, auf denen die Kirchtürme noch glockenförmige Spitzen hatten. Realisiert wurden schließlich Kirchturmspitzen in Pyramidenform. 1934 war der Bau beendet und am 28. Oktober 1934 von Bischof Georg Weig (14. Dezember 1883-3. Oktober 1941) geweiht. Das Grabmal von Bischof Weig befindet sich noch heute in der Kathedrale.

Außen
Der Kreuzform der Kathedrale wird durch das zentrale Kirchenschiff in der Mitte, einem Querschiff und der halbrunden Apsis am östlichen Ende gebildet. An beiden Seiten des Mittelschiffs finden sich die niedrigeren Seitenschiffe. Die Kathedrale ist 65,9 Meter lang, die Breite des Querschiffs beträgt 37,6 Meter, die äußere Höhe beläuft sich auf 18 Meter. Die Türme sind 56 Meter hoch,  die rheinischen Helme werden von einem 4,5-Meter Kreuz gekrönt. Ein Turm enthält eine einzige große Glocke, der andere drei kleinere Glocken.

Die Balustrade an der Westfront erhebt sich bis auf 30 Meter. Drei Portale, mit einer Rosette über dem zentralen, bilden den Eingang. Als Baustoffe kamen Beton und Granit zum Einsatz, gedeckt ist das Dach mit roten Schindeln.

Innen
Die Gesamtfläche der St. Michael Kathedrale beträgt 2.740 qm. Ist das Äußere der Kirche im Neo-romanischen Stil gehalten, so dominiert im Inneren ein klassischer Stil mit Säulen und Bögen. 12 Meter über dem Lang- und Querhaus wölbt sich eine Kassettendecke. Niedrigere Gewölbe über den beiden Seitenschiffen verlängern sich an der östlichen Apsis und bilden einen Chorumgang. Von der Decke des Hauptschiffes hängen 7 Kronleuchter herab. Neben der Kanzel befindet sich der Hochaltar, dessen Ziborium die lateinische Inschrift "Venite Adoremus Dominum" (Komm anbeten den Herrn) trägt. Innerhalb des Chorraumes steht ein zweiter tragbarer Altar, der für die täglichen Veranstaltungen genutzt wird. Jedes der beiden Querschiffe beherbergt 2 weitere Altäre, die dem Gläubigen ein stilles Gebet ermöglichen.  

Das Mittelschiff fasst bis zu 1.000 Kirchgänger. Taufbecken und Statuen tragen Inschriften auf Englisch und Chinesisch.


Das Deckenbild in der Kuppel der Apsis zeigt Jesus auf einer Wolke sitzend. Rote und goldene Strahlen bilden seinen Heiligenschein. Gottvater, abgebildet als weißbärtiger Mann mit dreieckigem Heiligenschein, sitzt und blickt oben auf Jesus hinab. Eine Taube mit weißem Heiligenschein symbolisiert den heiligen Geist und schwebt zwischen Jesus und seinem Vater. Oberhalb von Jesus schweben vier Engel. Rechs von Jesus sitzt Maria, seine Mutter, links von ihm sitzt Johannes der Täufer. Weitere Engel ober- und unterhalb von Jesus vervollständigen das Bild. Das Gemälde trägt die Inschrift "Gloria in Excelsis Deo" (Ehre sei Gott in der Höhe).

2006 wurde mit dem Neubau einer Orgel  begonnen, die urspüngliche Orgel wurde während der Kulturrevolution zerstört. Die 12 x 12 Meter große Orgel wurde von der Waldkircher Firma "Brommer & Jäger" für rund 700.000 EUR gebaut und rechtzeitig zur Segel-Olympiade 2008 in Tsingtau eingeweiht. Die Orgel befindet sich über dem Chor an der Westseite der Kirche.

Das nördliche Querschiff enthält 3 große Wandgemälde, die Jesus Christus darstellen: Jesus wäscht Petrus die Füße,  das heiligste Herz Jesu, Pieta. Außerdem sind im nördlichen Querschiff die Grabstätten von 2 Bischöfen:  Eins ist das Grabmal des ersten apostolischen Vikars von Qingdao, Bischof Georg Weig, SVD. Die zweite Grabplatte ist von Han Xi Rang von den Franziskanern (Ordine dei frati minori, OFM).

Das südliche Querschiff birgt gleichfalls 3 große Gemälde: Jesus betet, ein Bildnis der Heiligen Therese von Lisieux (Nonne im Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen), Jesus in der Krippe.

Orgel in der Kathedrale von Qingdao, erbaut 2009 von Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer (Ulrich Sekat)

Liste der Bischöfe von Qingdao (seit Weihe der St. Michaels Kathedrale)

Georg Weig (Wei Changlu), SVD † (Ernennung 16. Juni 1928,  † 3. Oktober 1941)

Thomas Tien Ken-Sin (Tienchensing), SVD † (Ernennung 10. November 1942, Abberufung und Ernennung zum Erzbischof von Peking am 11. April 1946,  †  24. Juli  1967)

Faustino M. Tissot,  SX † (Ernennung 1946 – Amtsniederlegung  1947)
Anmerkung: (SX = Pious Society of Saint Francis Xavier for Foreign Missions)

Augustin Olbert, SVD † (Ernennung 8. Juli 1948, Verhaftung 1951, Abschiebung nach Deutschland 1953, † 18. November 1964)

Paul Han Xi Rang, OFM † (Ernennung 24. April 1988, † 6. März 1992)
Anmerkung: Die Weihe zum Bischof erfolgte ohne päpstliches Mandat.

Joseph Li Ming Shu (Ernennung  13. August 2000)

Georg Weig

Thomas Tien Ken-Sin

Paul Han Xi Rang

Joseph Li Ming Shu

 
 
 
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